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Freitag, 26. Juli 2013

DMZ (Demilitarised Zone)

Liebe Leser,

wie gestern schon angekündigt, haben wir heute eine Tour zur DMZ gemacht, zur Grenze zwischen Nord- und Südkorea, die echt ein Erlebnis ist. 

Abgeholt wurden wir pünktlich (!) um 7.50 Uhr, also gleich nach dem Frühstück. Wir waren die einzigen beiden Gäste der Tour :-) und hatten auf diese Weise sowohl unseren Guide Han(s), als auch seinen gemütlichen neuen Minibus für uns ganz alleine! :-) Hans blieb die ganze Zeit an unserer Seite, "to ensure your lives" (um unsere Leben zu garantieren), was ganz schön gruselig klang. Nun gut, was fragt Nina auch, ob er uns die ganze Zeit begleiten würde, selbst schuld... 

Wie auch immer: schon auf der circa 50-minütigen Fahrt zum Ticketcenter und den Regierungsbussen, denn nur die dürfen das Grenzgebiet passieren, gab er uns eine detaillierte Übersicht über die koreanische Geschichte, die zur Trennung führte. Die meiste Zeit fuhren wir am Ufer des Grenzflusses entlang, der militärisch stark bewacht wird, mit Maschinengewehren und einem zweifachen Maschendrahtzaun sowie endlos vielen Kameras... Nordkorea habe bereits mehrfach Taucher geschickt, aber bisher seien noch alle aufgespürt worden. Beide Zäune stehen auch unter Strom und weisen dazu noch irgendein Steinsystem auf, das heißt, wenn der Zaun durchtrennt wird, fallen die Steine herab und man weiß, dass jemand den Zaun manipuliert haben muss, oder so ähnlich, an manchen Stellen war Hans leider doch ein wenig schwer zu verstehen. 

Verstanden aber haben wir, dass Nordkorea den Waffenstillstand nur zum Teil ernst nimmt, denn Terroranschläge gäbe es noch immer regelmäßig, um Südkorea zu provozieren, den Krieg wieder aufleben zu lassen, sodass Nordkorea lediglich der Angriff als Verteidigung und damit die Unterstützung vieler anderer Nationen gesichert bliebe. Krank, oder? Solche Kinderspiele... Von diesem kleinen neuen Präsidenten da in Nordkorea hält Hans übrigens auch nicht viel: er sagt, er habe sich erst einmal behaupten müssen und am besten mache man dies halt, indem man seine Spielzeuge präsentiere... ;-) So richtig Angst vor einem Wiederaufleben des Krieges hätten die Südkoreaner aber eigentlich nicht. 

In uns aber stieg auf der Fahrt schon ein mulmiges Gefühl empor, vor allem am Dora Observation Center, denn von da aus haben wir den Nordkoreanern quasi geradewegs ins Gesicht geguckt. Und der Gedanke, dass gerade Raketen mit Atomsprengköpfen geradewegs auf dich gerichtet sind, ist nur bedingt zu verdrängen, zumal uns Hans die Richtung einer bekannten Basis bedeutet hat. An vielen Stellen darf man nicht fotografieren, zum Beispiel auch hier nicht, da die Südkoreaner nicht möchten, dass das südkoreanische DMZ-Gebiet, also das Gebiet zwischen dem Zaun auf südkoreanischer Seite und der eigentlichen Grenze ein paar Kilometer weiter, abgebildet wird, da sie Angst haben, dass man Bunkerstrukturen erkennen könne... Mal ehrlich, denken sie wirklich, dass Nordkorea keine Bilder von der südkoreanischen Seite der DMZ hat?! Wie auch immer, wenn man sich nicht an die Regeln hält, wird die gesamte Speicherkarte gelöscht, also haben wir uns lieber 'mal an die Regeln gehalten und nicht hinter der gelben Linie fotografiert. 

Eine weitere Station war der dritte von insgesamt vier Tunneln, die von Nordkorea aus gegraben wurden. Das dementiert die nordkoreanische Regierung zwar, aber alle Indizien sprechen dafür: zum Beispiel, dass die Bohrlöcher für das Dynamit definitiv von Norden nach Süden gebohrt wurden, dass die Markierungen für das Vorankommen die Meter von Norden nach Süden zählen und außerdem, dass die Abstiege an den nördlichen Enden der Tunnel deutlich schräger und tiefer sind... Speziell der zweite Tunnel hätte gefährlich werden können, er ist nämlich so breit und hoch, dass sogar militärische Fahrzeuge hätten hindurchfahren können!! Durch den zweiten und dritten Tunnel hätten so jeweils circa 30.000 Soldaten pro Stunde kommen können. Noch dazu verfügen die meisten der Tunnel über jeweils drei verschiedene Ausgänge, um die Soldaten gleich von Anfang an besser verteilen zu können. Alle der Tunnel waren auf Seoul ausgerichtet und endeten jeweils nur wenige Kilometer vor der Hauptstadt. Interessant, oder? Alle sind jetzt natürlich mehrfach blockiert und der dritte von ihnen ist ja auch inzwischen eine Touristenattraktion. Auch ein nicht zu verachtendes eigenartiges Gefühl, durch den Tunnel zu laufen und sich dessen bewusst zu sein, dass er von Nordkorea gegraben wurde, um Südkorea zu vernichten... Abgesehen davon lässt sich der Gedanke des Minenfeldes ungefähr 75 m über einem auch nicht so richtig abschütteln. Die Erfahrung aber, in den Tunnel herunterzusteigen und ihn ein paar hundert Meter in Augenschein nehmen zu können, möchten wir nicht missen. Leider durfte auch im Tunnel nicht fotografiert werden, sonst hätten wir ihn euch gerne gezeigt. Auch wir beide mit den gelben Bauarbeiterhelmen bekleidet wären sicherlich ein Bild wert gewesen... ;-) Die Helme waren aber auch bitter nötig, denn oft hat man sich ganz schön in der Höhe des Tunnels verschätzt, sodass von überall her recht häufig ein helles Plöpp von Helm an Stein zu hören war... ;-) Übrigens haben die Nordkoreaner das Gestein des Tunnels schwarz angemalt, sodass sie behaupten konnten, sie würden Kohle abbauen... ;-)

Auch die Freedom-Bridge haben wir uns angesehen. Hier wurden Kriegsgefangene beider Seiten gegeneinander getauscht, aber das ist schon lange her. Jetzt hängen dort überall Schleifen und lange Bänder, auf denen Südkoreaner ihre Wünsche für die in Nordkorea lebende Verwandtschaft geschrieben haben, mit denen sie unter gar keinen Umständen Kontakt haben dürfen. :-( Hans hat erzählt, dass das Security Law vorsieht, dass derjenige, der auch nur versucht, eine nordkoreanische Internetseite von südkoreanischem Grund und Boden zu öffnen oder irgendwelche eMails oder Nachrichten dorthin versendet, sofort verhaftet werden darf. 

Dann waren wir auch noch am Bahnhof, der eigentlich 'mal Seoul der transsibirischen Eisenbahn anschließen sollte, aber Nordkorea spielt bisher noch nicht mit. 

Dabei hat sich Bush als Präsident doch so viel Mühe gegeben. Und Obama war doch auch schon da. Schade, so ein schöner Bahnhof...

Auf dem Rückweg am Fluss entlang haben wir auf der nordkoreanischen Seite auch noch die aufgestellten Fassaden eines imitierten nordkoreanischen Dorfes gesehen. Wozu die Nordkoreaner so 'was machen, konnte auch Hans uns nicht erklären... Außerdem machte Hans uns nochmals auf die vielen "Betonfallen" für Panzer aufmerksam, die wie Betonbrückenpfeiler aussehen und gesprengt werden können, sodass sie die Straßen versperren. Es gibt auch auf den Grünstreifen überall gelbe mit Stacheln versehene Tonnen, die schnell auf die Straße geräumt werden können. Auch Schießscharten gibt es am Straßenrand eine Menge.

Insgesamt war das also ein seeeeehr lehrreicher und zum Nachdenken anregender Ausflug ins Grenzgebiet, nach welchem wir noch die Antiquitätenstraße entlang schlenderten, endlich den Schrein mit einer englischen Führung besuchten und den Abend schließlich auf dem N Seoul Tower bei Popcorn und Nachos ausklingen ließen. Aber von diesen Stationen unseres Tages wird wohl der nächste Post erzählen, dieser hier ist ja schon wieder recht lang geworden...






Liebe müde Grüße


Stefan und Nina























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